#4 Charaktere die im Gedächtnis bleiben – 4 Types of Charakters

Charaktere haben das Potential, das sich Zuschauer und Zuschauerinnen an ihnen festhalten können und diese somit lange nach der Geschichte im Gedächtnis bleiben. Während das Aussehen sowie das äußere Verhalten schnell Aufschluss über viele Charaktermerkmale geben kann, sind es die versteckten inneren Eigenschaften, die einen Charakter genauer typisieren. Dies geschieht durch klassische Eigenschaften wie zum Beispiel Stärken und Schwächen, generelle Eigenheiten aber auch durch die Vergangenheit, Beziehungen und Geheimnisse der verschiedenen Figuren. Für mehr Dynamik braucht es auch Entwicklungen und Konflikte, die mittels Dialoge und Handlungen überwindet werden können. (vgl. Weithofer 2024)

Generell unterscheidet man zwischen 4 verschiedenen Arten von Charakteren:

  • Flat vs. Round beziehungsweise eindimensionale oder mehrdimensionale Charaktere: 

Eindimensionale Charaktere sind wie der Name schon sagt, ziemlich flach und besitzen meist nur wenige Eigenschaften, die allesamt sehr ähnlich sind. Oft ist es sogar nur ein einziges wirkliches Merkmal. 

Mehrdimensionale oder Runde Charaktere sind komplex. Sie sind voll mit menschlichen Fehlern, Widersprüchen und verschiedenen Eigenschaften, die sich teils auch selbst widersprechen. Diese Figuren sind im klassischen Sinne immer von hoher Bedeutung für die Geschichte eines Filmes. (vgl. Studienkreis 2022)

  • Static vs. Dynamic beziehungsweise statische oder dynamische Charaktere:

Statische Charaktere bleiben von Anfang bis Ende gleich oder ändern sich nur minimal. Diese sind oft die nötige Konstante im Film, an denen man die Veränderung Dynamischer Charaktere noch besser visualisieren kann.

Dynamische Charaktere durchlaufen irgendeine Art von Veränderung während der Geschichte. Meistens steht ein Konflikt im Weg und dadurch müssen sich ihre Taten ändern. Diese Art von Figuren treiben die Geschichte voran. (vgl. Literaturwelt 2021)

Diese je 2 Eigenschaften sind jedoch nicht nur zweiteilig beziehungsweise vierteilig. Bei der Erschaffung eines Charakters eines Filmes besitzt man das ganze Potential eines Spektrums dieser vier Eigenschaften und kann somit eine unverwechselbare Figur kreieren. Dabei ist die Bestimmung wie der Charakter auf die Zuschauer und Zuschauerinnen wirkt ein sehr subjektives Unterfangen. (vgl. Deguzman 2024)

Flat / Eindimensionale und Round / Mehrdimensionale Charaktere

Wie zuvor beschrieben sind flache Charaktere ziemlich wenig vielseitig. Diese Eigenschaft kann aber helfen, um einen Kontrast zu den Protagonisten zu schaffen. In „Herr der Ringe“ zum Beispiel ist Samwise Gamgee, im Vergleich zu Frodo, ein relativ eindimensionaler Charakter. Er hat nicht ganz so viele und vor allem unterschiedliche Eigenschaften wie Frodo, sondern könnte runtergebrochen als loyal und beschützend beschrieben werden. Dies macht ihn zu einem flachen Charakter, während Frodo durch seine unzähligen inneren Konflikte eine mehrdimensionale Figur ist. Dieser Kontrast bietet eine hervorragende Möglichkeit die zwei Charaktere zu unterscheiden. (vgl. Deguzman 2024)

In Komödien sieht man häufig, dass alle Protagonisten eindimensionale Charaktere sind. Somit ist es meisten möglich, die gewünschte Satire universell auf alle anzuwenden. (vgl. ebda.)

Die James Bond Filme zeigen jedoch auch, dass sich ein Charakter über die Jahre von einem flachen zu einem runden Charakter verwandeln kann: Während in den alten Filmen der Geheimagent als unerschütterlich gilt und keine großen inneren Konflikte bewältigen muss, bleibt hier mehr Platz für die ausgearbeiteten Bösewichte sowie aufwendigen Pläne. Erst in den neuen Filmen wird James Bond immer mehr zu einem Runden Charakter, da mehr auf seine Menschlichkeit und Konflikte eingegangen wird. 

Genau dieser Fall bestätigt die Aussage, dass in den meisten Fällen Protagonisten mehrdimensional sein sollen, um eine tiefere Ebene aufzumachen sowie weniger durchschaubar und somit auch spannender für die Zuschauerschaft zu sein. In einer Welt in die Filme immer mehr Charakter fokussiert sind ist dies unumgänglich. Schlussendlich sind es ihre inneren Gefühle, die für den Konflikt der gesamten Geschichte verantwortlich sind. (vgl. ebda.)

Statische und Dynamische Charaktere

Grundsätzlich wird in vielen Screenwriting Guides beschrieben, dass ein wichtiger Protagonist immer dynamisch sein sollte. Das stimmt auch, da diese Figuren die Geschichte vorantreiben jedoch sind auch statische Charaktere extrem wichtig.

Statische Charaktere können eine Konstante bilden, die entlang der Geschichte immer gleiche bleibt. Somit werden die Veränderungen von Dynamischen Charakteren noch sichtbarer: In Good Will Hunting bleibt Chucky Sullivan fast unverändert, hebt somit aber die dynamische Veränderung von Will hervor. Ein anderes Beispiel sind Antagonisten. Diese sind meist statische Figuren, ansonsten würde sich bei einer persönlichen Veränderung der Konflikt auflösen. Nicht zu verwechseln ist hierbei, dass Antagonisten, die schlussendlich bekehrt werden und auf die Seite der Protagonisten wechseln, wie zum Beispiel Darth Vader in Star Wars, dynamische und nicht statische Antagonisten sind.

Sitcoms sind ein weiteres Beispiel indem Statische Charakter wichtig sind. Diese dürfen sich nämlich von Folge zu Folge nicht stark ändern, ansonsten wäre der Vorteil einer Sitcom, bei jeder Folge einsteigen zu können, nicht gegeben. 

(vgl. Deguzman 2024)

Natürlich sind es jedoch klassischer- und teils logischerweise die dynamischen Charaktere, die für einen interessanten Bogen der Geschichte sorgen, indem sie eigene Konflikte und Fehler überwinden. In Little Miss Sunshine zum Beispiel ist dies genau der Fall als Olive endlich lernt, die Fixierung der Gedanken auf das ständige Gewinnen zu überkommen, da das nicht gesund ist. 

Dabei kann diese Veränderung irgendwann im Film passieren: Am Anfang, Ende oder irgendwann dazwischen, je nachdem wie es in die Handlung passt. In manchen, sehr charaktergetriebenen, Geschichten bildet jedoch häufig einfach der dynamische Charakterbogen den Handlungsbogen. 

(vgl. ebda.)

Eine gute Geschichte besteht aus den verschiedensten Mischungen der 4 Typen. Unterschiedliche Kombinationen bilden meist eine interessante Formation und je nach dem, wie stark welcher Faktor ausgebaut ist, können Charakter fast nie exakt ident sein.




Weithofer, Monika (2024): Figuren, die im Gedächtnis bleiben. In: Buchwandlerin, https://www.buchwandlerin.at/figuren-die-im-gedachtnis-bleiben/#:~:text=Figuren%20sind%20der%20Anker,%20an%20dem%20sich,Tiefe,%20machen%20sie%20glaubwürdig%20und%20emotional%20fesselnd(zuletzt aufgerufen am 1.12.2025)

Studienkreis (09.08.2022): Figurenanalyse. Die Figur im Film. In: Studienkreis, https://www.studienkreis.de/deutsch/figurenanalyse-figur-im-film/#die-figuren (zuletzt aufgerufen am 1.12.2025)

Literaturwelt (01.12.2021): Charakterisierung. In: Literaturwelt, https://www.literaturwelt.com/charakterisierung/ (zuletzt aufgerufen am 1.12.2025)

Deguzman, Kyle (11.02.2024): Static vs Dynamic Characters and why writers use them. In: StudioBinder, https://www.studiobinder.com/blog/static-vs-dynamic-character-definition/?utm_source=youtube&utm_medium=video&utm_campaign=content-marketing-promotion&utm_term=character-types&utm_content=the-four-types-of-characters (zuletzt aufgerufen am 1.12.2025)

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