#5 Konflikt- Das Leben jeder guten Geschichte

„Conflict is the soul of storytelling; it’s the spark that ignites the narrative fire“ (StudioBinder 2024)

Der Drehbuchautor Christopher Vogler, befasst sich seit Jahren mit Storytelling und fasst mit diesem Statement jeden Film perfekt zusammen. Gibt es in einem Film auch nicht den Hauch eines Konfliktes, in welcher Form auch immer, so gibt es keine wirkliche Geschichte. Ein Film lebt von Konflikten und deswegen ist dies auch ein unumgänglicher Faktor für das Schreiben des Drehbuches und später auch für den Film selbst. (vgl. Pepersack 2016)

Im Grunde können Konflikte so beschrieben werden, dass zwei verschiedene Kräfte aufeinandertreffen. Dabei ist es egal in welcher physischen Form diese zwei Kräfte sind und vor allem wird keineswegs in jeder Geschichte ein Konflikt in einem offensichtlichen Streit oder sogar einem Kampf ausgetragen. Schlussendlich steht irgendetwas oder irgendwer zwischen dem Charakter und seinen Zielen oder Träumen. (vgl. StudioBinder 2024)

Dabei sind diese Konflikte im Film viel größer ausgeprägt, teilweise sogar übermenschlich schwierig, im Vergleich zu Konflikten des echten Lebens. Grund dafür ist der Fakt, dass diese Konflikte nicht zu leicht überwindbar sind und somit auf genügend Zündstoff für einen ganzen Film bieten, um den Zuschauer und die Zuschauerin nicht zu langweilen. Des Weiteren wird die Verbindung zwischen Publikum und dem Charakter um ein Vielfaches gestärkt, wenn dieser eine schwierige Zeit hat, seine Ziele zu erreichen. So fiebert die Zuschauerschaft noch mehr mit und der Charakter bleibt somit auch länger im Gedanken. (vgl. Pepersack 2016)

Im Großen und Ganzen können Konflikte in innere Konflikte und äußere Konflikte eingeteilt werden. Um eine genauere Einteilung zu schaffen, werden die äußere Konflikte noch auf einen „personal conflict“ und einen „extrapersonal conflict“ aufgeteilt. 

Innerer Konflikt

Im Falle des inneren Konfliktes steht der Charakter sich selbst im Weg, um das Ziel oder die Träume zu erreichen. Hierbei ist es unumgänglich das die Figur einen mehrdimensionalen Charakter besitzt, der komplex und mit Widersprüchen gefüllt ist. Einem eindimensionalen Charakter würde hier die nötige Tiefe fehlen, um einen inneren Konflikt visuell darzulegen. (vgl. StudioBinder 2024)

Denn die schwierigkeit eines inneren Konfliktes besteht darin, dass dieser Konflikt irgendwie für den Zuschauer sichtbar gemacht werden muss. Dies kann mittels Dialoge, bestimmte Taten, Darstellung von Emotionen, Voice Overs, … gelingen. Kurz gesagt: Der innere Konflikt muss sehr gut für das Publikum aufbereitet sein, da man diesen nicht so leicht erkennt wie einen äußeren Konflikt. Deswegen werden diese zwei Arten auch oft miteinander verbunden. (vgl. Pepersack 2016)

Innere Konflikte können in verschiedensten Formen auftreten. Grundsätzlich tritt der Innere Konflikt aber vor allem in Geschichten auf, die sehr charakterbasiert sind, da man viel über die Person und dessen Leben erfahren will und vor allem muss, um all die Taten und Handlungen zu verstehen. Beispielhaft für innere Konflikte sind folgende:

  • Innerer Konflikt mit der eigenen Identität

Wenn sich ein Charakter mit der eigenen Identität auseinandersetzt, kommt dieser oft in einen Inneren Konflikt. Hierbei sind oft das Akzeptieren von sich selbst so wie man ist oder der wahren Sexualität Themen, die behandelt werden. Dabei muss man sich selbst überwinden sich selbst zu akzeptieren. Zum Beispiel im Film Moonlight, indem der Protagonist seine wahre Sexualität akzeptieren und seine Abwehrhaltung dagegen ablehnen muss.

  • Innerer Konflikt durch ein moralisches Dilemma

Ein Charakter muss sich zwischen zwei Optionen entscheiden oder kann nur eins von zwei Leben retten. Zum Beispiel im Film Sophie’s Choice muss sich der Protagonist entscheiden welches der 2 Kinder dieser rettet.

  • Innerer Konflikt aufgrund der Vergangenheit oder Hintergrundgeschichte

Schlechte Erfahrungen oder Erinnerungen können zu Hindernissen werden, die man selbst überwinden muss. In Planet der Affen: Revolution muss Koba sich aufgrund seiner Hintergrundgeschichte mit Menschen selbst überwinden, um Caesar zu folgen.

(vgl. StudioBinder 2024)

Äußerer Konflikt

Persönlicher Konflikt

Ein personal conflict oder persönlicher Konflikt ist eine Spannung zwischen zwei physischen Personen sowie ausgelöst von einer physischen Person. Klassisches Beispiel hierfür wären die Antagonisten eines Filmes, die das direkte Gegenteil des Protagonisten erreichen wollen. Dabei muss dies, wie die folgenden Beispiele zeigen, aber nicht immer ein Klassischer Helden gegen Bösewichte Kampf sein:

  • Persönlicher Konflikt durch Romantik

Die klassische Romanze beginnt immer mit einem persönlichen Konflikt zwischen zwei Personen, die sich nicht aushalten jedoch doch immer etwas gemeinsam machen müssen. Der Fakt, dass diese beiden Personen sich gegenseitig nerven, baut Spannung auf, die das schlussendliche Zusammenkommen noch dramatischer und süßer macht, wenn beide dafür ihren Schatten überspringen.

  • Persönlicher Konflikt aufgrund eines familiären, arbeitstechnischen oder freundschaftlichen Verhältnisses

Der Konflikt ergibt sich daraus, da Personen, die sich warum auch immer überhaupt nicht mögen, zusammenarbeiten müssen, um an das Ziel zu kommen und dies nur machen, weil sie verwandt, Arbeitskollegen oder Freunde sind. Wenn dieses Ziel erreicht wird, ist hierbei, vor allem bei Freundschaften, das Ergebnis eine stärke Bindung als am Anfang.

(vgl. StudioBinder 2024)

Außerpersönlicher Konflikt

Bei einem extrapersonal conflikt oder außerpersönlichen Konflikt ist das zu überwindene Hindernis ein externes, das größer als ein Mensch ist. Das kann in Form von Naturkräften wie Umweltkatastrophen auftreten oder zum Beispiel die Gesellschaft sein. Bei letzterem können echte kulturelle Fehler wie Rassismus, Sexismus, Unterdrückung, … aufgedeckt und klar benannt werden. (vgl. StudioBinder 2024)

Abschließend wird klar, dass es fast keinen Film ohne Konflikte gibt, da dieser dramaturgisch stark davon lebt. In den allermeisten Fällen werden in Filmen die verschiedensten Konflikte dargestellt und auch gemischt, um somit die Spannung noch weiter zu steigern, als wenn nur eine dieser Konfliktarten auftritt. Damit ist auch das Ergebnis der Filme klar. Entweder der Konflikt wird überwunden oder es wird das Scheitern mit all den daraus resultierenden bösen Folgen gezeigt. In beiden Fällen, ob Happy End oder tragisches Ende, ist der Zuschauer und die Zuschauerin mehr oder weniger befriedigt. Problematisch wird es, wenn der Konflikt nicht überwunden oder daran gescheitert wird und am Ende noch präsent ist. Dieses Szenario ist für die Zufriedenheit des Publikums ziemlich schlecht, weil der Mensch, in Bezug auf Filme, die Illusion nicht loswird, dass der Zustand ohne Konflikte der absolute Standard ist. Auch wenn dies selbst im echten Leben nicht möglich ist. (vgl. Filmkreis o.J.)



StudioBinder (07.10.2024): How to Write the Main Conflict of the Story. The Engine of a Narrative. In: YouTube, https://www.youtube.com/watch?v=CsfLB79qhCY (zuletzt aufgerufen am 02.12.2025)

Pepersack, Christine (05.09.2016): Figuren spannend gestalten. Innerer Konflikt und andere Hindernisse. In: filmschreiben, https://filmschreiben.de/figuren-innerer-konflikt/ (zuletzt aufgerufen am 02.12.2025)

Filmkreis (o.J.): Soziale Konflikte im Film. In: Filmkreis, https://filmkreis.de/programm/reihenarchiv/94/Soziale+Konflikte+im+Film (zuletzt aufgerufen am 02.12.2025)

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