Um manche Taten oder Lebenssituationen von Charakteren im Film zu verstehen, darf man neben den charakterlichen Eigenschaften, nie das direkte, aber auch weitere Umfeld und vor allem die Gesellschaft vergessen. Gesellschaftlicher Druck, die Auswirkungen davon und wie ein Charakter damit umgeht bietet eine große Basis für einen gesellschaftskritischen Film oder Werbefilm, der die Zuschauer und Zuschauerinnen mitreißt und im besten Falle zum Nachdenken anregt. Um diesen Faktor jedoch in einen Film miteinfließen lassen zu können, muss grundsätzlich der allgegenwertige Druck der Gesellschaft verstanden werden.
Die Definition des gesellschaftlichen Drucks kann folgendermaßen zusammengefasst werden: Gesellschaftlicher Druck ist der Drang danach, Erwartungen und Normen einer oder im Falle des gesellschaftlichen Drucks meist von mehreren Menschen oder Gruppen zu erfüllen, um von diesen Gruppen beziehungsweise der gesamten Gesellschaft akzeptiert zu werden. Dabei gibt es zwei Unterschiede. Zum einen gibt es den Druck von außen, Erwartungen erfüllen zu müssen, damit man akzeptiert wird und zum anderen die Erwartungen und den Druck, den man sich selbst macht, um niemanden zu enttäuschen. (vgl. Kasap 2023)
Im Grunde gibt es gesellschaftlichen Druck immer und überall, nur ist dieser nicht immer exakt gleich ausgeprägt. Denn nur in den seltensten Fällen treffen Menschen Entscheidungen komplett frei von äußeren Einflüssen beziehungsweiße Erwartungen. Der Mensch ist schlussendlich ein soziales Wesen und Entscheidungen werden stark von dessen sozialen Verbindungen, Beziehungen und dem generellen Umfeld beeinflusst. Zudem sucht der Mensch Wege, die ihn nicht herausstechen, aus der sozialen Norm fallen und nach außen hin gut aussehen lassen. Er will normalerweise nicht die Rebellion sein und passt sich deswegen seinem Umfeld an, auch wenn er innerlich gerne anders sein würde. (vgl. Barker-Brooker 2017)
Hierbei ist jedoch der Weg sich anzupassen der einfachere und zumindest oberflächlich und auf kurze Zeit gesehen, der Weg, mit wenigeren Problemen. Denn soziale Kontakte haben einen sehr hohen Einfluss auf das Wohlbefinden sowie die mentale Gesundheit des Menschen. Ein Mangel dieser Kontakte würde sich auf diese beiden Faktoren drastisch negativ auswirken. Somit fühlt es sich im ersten Moment immer besser an sich anzupassen. (vgl. Klinkusch/Lindner 2022)
Gesellschaftlicher Druck kann sich eben auch in eine scheinbar positive Richtung drehen. Wenn man dadurch motiviert wird und auf Spitzenleistungen getrieben wird kann dieser somit natürlich auch positive Resultate mit sich ziehen. Jedoch ist dieser Grat zwischen positiv und negativ so fein, dass ein Fall in die positive Richtung selten ist, beziehungsweise mit der Zeit in eine stark negative Richtung abfällt. Spätestens wenn dieser Druck eine Person daran hinter, sich selbst zu sein, ist dieser negativ und sehr gefährlich. Auch wenn es sich, wie zuvor erwähnt, im Moment besser anfühlt sich anzupassen und nicht sich selbst zu sein, entstehen längerfristig große Schwierigkeiten sich selbst zu akzeptieren und weitere schwerwiegende Probleme. Neben genereller Unzufriedenheit im Leben, Stress und Traurigkeit äußert sich der Druck vor allem in Depressionen, Angstzustände, Burnouts und Schlafstörungen. Diese Auffälligkeiten passieren meist nur im allein sein und werden im Umfeld nicht erzählt geschweigendem nach Hilfe gefragt, sondern unterdrückt, um nicht die „schwache“ Person mit den Angstzuständen zu sein. Das bildet den sogenannten Teufelskreis des gesellschaftlichen Drucks. (vgl. Kasap 2023)
Gesellschaftlicher Druck wird durch Social Media natürlich nochmal verstärkt. Vor allem im Bereich Beruf und Leistung ist auf Social Media das Imposter-Syndrom, also das man sehr starke Selbstzweifel an seine Fähigkeiten aufgrund von anderen, die etwas in den eigenen Augen besser machen oder können, hat, allgegenwertig. (vgl. Rubenthaler 2019)
Jedoch ist es meist das unmittelbare Umfeld, Familie und Freunde, die den Druck ausüben, ohne dass sie es überhaupt merken oder bewusst machen. Die passiert vor allem in der zweiten Variante des gesellschaftlichen Drucks: sich selbst den Druck zu machen um niemanden, vor allem nicht Menschen, die einem was bedeuten, zu enttäuschen. (vgl. Story.one 2023)
Abschließend braucht es noch ein paar Beispiele, um zu verstehen bei welchen Faktoren gesellschaftlicher Druck auftreten kann. Hierbei fühlt es sich für die betroffene Person meist so an, dass die Gesellschaft diesem Menschen das Gefühl gibt, das man anders ist und somit nicht wirklich dazu passt (vgl. Hielscher 2015):
- Sexualität: Homo-/Bi-/A-/Transsexualität passt nicht in die heteronormative Gesellschaft
- Geschlechterrollen: Männer dürfen keine Schwäche zeigen; Frauen sollen leise sein; Klassische Frauen und Männerberufe dürfen nicht aufgebrochen werden
- Beziehung und Familie: Druck eine Beziehung/Hochzeit/Kinder zu haben
- Körper und Aussehen: Schönheitsideale erfüllen
- Beruf und Leistung: Erfolgreich und studiert sein; Burnout gilt als Schwäche und Arbeitslosigkeit ist eine Scham
- Herkunft, Kultur und Religion: Kultur/Religion aufgeben, um Konflikte zu meiden; Rassismus ertragen
Kasap, Erkan (27.08.2023): Gesellschaftlicher Druck. Sich von Erwartungen lösen, und sich selbst treu bleiben. In: Erkan Kasap, https://www.erkankasap.com/post/gesellschaftlicher-druck-sich-von-erwartungen-lösen (zuletzt aufgerufen am 15.12.2025)
Barker-Brooker, Francesca (26.07.2017): How does society influenve one’s behavior?. In: The Decision Lab, https://thedecisionlab.com/insights/consumer-insights/impact-social-components-human-behaviour (zuletzt aufgerufen am 15.12.2025)
Klinkusch, Julia/Lindner, Felicitas Eva (17.03.2022): Mentale Hochsensibilität. Sich nicht zugehörig fühlen. In: Selfapy, https://www.selfapy.com/magazin/wohlbefinden/mentale-hochsensibilitaet-sich-nicht-zugehoerig-fuehlen (zuletzt aufgerufen am 15.12.2025)
Rubenthaler, Sarah (25.08.2019): Ständiger Gesellschaftsdruck. Generation überfordert. In: Psychoanalytikerin Wien, https://psychoanalytikerin-wien.at/staendiger-gesellschaftsdruck-generation-ueberfordert/ (zuletzt aufgerufen am 15.12.2025)
Story.one (01.09.2023): Sozialer Druck Verstehen. In: Story.one, https://www.story.one/de/story/sozialer-druck-verstehen/ (zuletzt aufgerufen am 15.12.2025)
Hielscher, Bettina (01.12.2015): Wenn du das Gefühl hast, nicht in die Welt zu passen. In: Bettina Hielscher, https://www.bettinahielscher.de/nicht-in-welt-passen/ (zuletzt aufgerufen am 15.12.2025)





















