Wie schon in den ersten zwei Blogeinträgen erwähnt, ist der Mensch, der Charakter, mit Abstand der wichtigste Faktor für die Gefühlsübermittlung an den Zuschauer und die Zuschauerin.
Anfangs kann ohne Bedenken behauptet werden, dass ein narrativer Film höchst auf die Charaktere beziehungsweise Schauspieler und deren Leistung und Taten beruht. Nur ein gut geschriebener Charakter und die dazu passenden Taten können einen Film abrunden. Die Charakterisierung sowie die Motivation der Charakter und die Figurenentwicklung sind somit unumgänglich für ein gutes und vor allem funktionierendes Storytelling. (vgl. Heckmann 2023)
Schlussendlich existiert keine Geschichte ohne Charaktere, in From von Menschen, Tiere, Objekte sowie alles weiter, und dessen Taten. Dieses Storytelling beruht auf den Informationen, die die Zuschauer und Zuschauerinnen bekommen. Das sind charakterliche Eigenschaften, der Job, das Alter aber auch Stärken und Schwächen sowie Beziehungen und Wünsche. Genau kann die Charakterisierung jedoch in 2 Teile geteilt werden: die direkte und die indirekte Charakterisierung. (vgl. Blome u.a. 2024)
Direkte Charakterisierung:
Die direkte Charakterisierung zeichnet sich dadurch aus, dass die Zuschauerschaft diese direkt erkennt. Das kann in der einfachsten Form eine Beschreibende Voice Over Stimme sein, die etwas genauer beschreibt. Jedoch ist hierbei die Gefahr groß, dass sich die Menschen schnell zu langweilen beginnen. Ebenfalls sehr einfach zu erkennen, jedoch ein wenig spannender, als wenn man alles nur erzählt, bekommt sind die einfachen Details des Erscheinungsbildes. Ganz oberflächlich wird dem Zuschauer durch Faktoren wie das Kostüm, das Umfeld um die Person, Setting und Ausstattung eine Geschichte zu dieser Person erzählt. Man erfährt sofort, ob es sich um eine reiche oder arme, unheimliche oder fröhliche Person oder überhaupt um einen Antihelden handelt. (vgl. Heckmann 2023)
Indirekte Charakterisierung:
Die indirekte Charakterisierung erzählt Eigenschaften, die ein bisschen versteckt sind. Zum Beispiel wird sie durch das Verhalten der Person ausgezeichnet. Was und wie macht der Charakter irgendetwas? Wie sind die Gestik und Körperhaltung? Für das Publik sehr interessant wird es, wenn bei einem Charakter die Direkte und indirekte Charakterisierung unterschiedliche Sachen aussagen. Screenwriter Robert McKee erklärt: „The revelation of true character in contrast or contradiction to characterization is fundamental to all fine storytelling“ (McKee 2020). Demnach ist ein kleiner Konflikt oder Widerspruch der direkten und indirekten Charakterisierung eine perfekte Grundlage für ein gutes Storytelling. Han Solo in Star Wars 4 ist hierfür beispielhaft: Er behauptet immer er würde alles nur für sich machen und lieber sich als alle anderen retten – seine Taten jedoch zeigen das komplette Gegenteil auf, da er schlussendlich immer zur Stelle ist, um zu helfen. (vgl. Heckmann 2023)
Nach einer Charakterisierung bleibt dieser nicht stehen. Für ein gute Geschichte sollte sich der Charakter weiterentwickeln. Die Figur muss eine Reise durchleben, die schlussendlich eine Veränderung in zum Beispiel physischer oder emotionaler Form hervorruft. Dies hat die Möglichkeit aus einem normalen Film einen Unvergesslichen zu machen. Dabei teilt sich die Reise der Figur in drei Teile auf, die von subtilen bis drastischen Entwicklungen reichen kann:
- Der Aufbau beschreibt den Charakter am Anfang. Es ist schlussendlich die -Charakterisierung.
- Die Veränderung befindet sich im Höhepunkt des Filmes. Der Charakter hat die Probleme oder Herausforderungen überwunden und ist daran gewachsen.
- Die Auflösung beschreibt am Ende was sich verändert hat. (vgl. Lucia 2023)
Dabei kann eine Entwicklung positiv sein und somit eine Verbesserung der aktuellen Situation hervorrufen wie zum Beispiel bei Forrest Gump. Anfangs ist er ein einfacher Mann mit niedrigem IQ, der aber durch seine Erlebnisse im Vietnamkrieg und dem Verlust eines Freundes zu einem sehr klugen, sympathischen und erfolgreichen Mann wird. Dies Beschreibt die klassische Heldenreise, während die Reise eines Bösewichts oder Antihelden durch eine negative Entwicklung beschrieben wird. Als dritte und letzte Möglichkeit gibt es die flache Entwicklung, die für Nebenfiguren von Wichtigkeit ist, da sie kaum Entwicklung durchleben. (vgl. ebda.)
Abschließend bleibt noch neben der Charakterisierung und der Charakterentwicklung die Charaktermotivation. „A character comes to life the moment we glimpse a clear understanding of his desire“ (Fischer 2018). Denn wie Robert McKee erklärt, brauchen alle Taten und Dinge, die eine Figur im Film macht, eine Motivation, denn nur so gibt es die Chance auf einen Charakter, in den sich das Publikum hineinversetzen kann. Hinzu kommt eine Form von Hindernis oder Probleme, die dabei erscheinen müssen, da ansonsten das Ziel viel zu schnell und ohne Lernkurve für die Charakterentwicklung erreicht werden würde. (vgl. Deguzman 2020)
Diese Motivation kann durch verschiedene Möglichkeiten für das Publikum sichtbar gemacht werden:
- Dialoge können die Motivation hinter Taten perfekt beschreiben. Hinzu kommt, dass man diese auch zwischen den Zeilen der Gespräche verstecken kann um der Zuschauerschaft dennoch ein wenig Platz zur eigenen Interpretation lässt
- Ähnlich wie bei Dialogen spricht manchmal die Figur seine Motivation laut aus oder murmelt sie vor sich hin. Dies ist die einfachste jedoch auch für den Zuschauer die langweiligste Form.
- Das Verhalten des Charakters selbst kann auch schon ausreichen, um seine Motivation darzustellen.
- Die Vergangenheit kann wie in Batman auch Auslöser für eine Motivation sein. Bruce Wayne hat als Kind ein Verbrechen hautnah miterlebt und bekämpft deswegen dies jetzt.
- Das Umfeld der Figur sagt ebenfalls extrem viel über Motivation aus. (vgl. ebda.)
Die Motivation wird aufgeteilt in äußere Ziele und innere Ziele beziehungsweise Bedürfnisse. Während die äußeren Ziele die Handlung klar vorantreiben, können innere Ziele sich eher auf persönliches Wachstum und Heilung konzentrieren. Das Äußere Ziel kann jedoch auch der Wunsch nach etwas sein, das versteckt im Inneren fehlt. Zum Beispiel kann der äußere Wunsch nach Reichtum mit einem zu geringen Selbstwertgefühl im inneren zusammenhängen. (vgl. Weingartner 2025)
Heckmann, Chris (21.05.2023): What is Characterization. A Guide to Character Building. In: StudioBinder, https://www.studiobinder.com/blog/what-is-characterization-definition/?utm_source=youtube&utm_medium=video&utm_campaign=content-marketing-promotion&utm_term=what-is&utm_content=what-is-characterization (zuletzt aufgerufen am 30.10.2025)
Blome, Gabriele u.a. (2024): Filmanalyse. Einleitung zum Filmbildungskurs Sekundarstufe 2. In: Lernbausteine.Visionskino, https://lernbausteine.visionkino.de/filmbildungskurse/s2_start/index.html (zuletzt aufgerufen am 30.10.2025)
McKee, Robert (24.11.2020): Structure and Character. Excerpted with permission form the book „story“. In: Writers Store, https://writersstore.com/blogs/news/structure-and-character-excerpted-with-permission-from-the-book-story-part-one (zuletzt aufgerufen am 30.10.2025)
Lucia, Victoria (20.06.2023): Drehbuch-Blog. Beispiele für Charakterentwicklung. In: SoCreate, https://www.socreate.it/de/blogbeiträge/drehbuchschreiben/beispiele-fur-charakterentwicklung (zuletzt aufgerufen am 30.10.2025)
Deguzman, Kyle (17.08.2020): What is character motivation in storytelling. In: StudioBinder, https://www.studiobinder.com/blog/what-is-character-motivation-definition/ (zuletzt aufgerufen am 30.10.2025)
Weingartner, Gabriela (08.08.2025): Die Kunst der Figurenentwicklung für Film und Serien. Zwischen Klischee und Komplexität. In: Filmpuls, https://filmpuls.info/filmcharakter-figurentwicklung-spielfilm-serien/(zuletzt aufgerufen am 30.10.2025)